Weinprobe mit dem Weingut Peter Kriechel am 17.03.2016

Als Deutsches Jahresthemas haben wir für 2016 die Anbaugebiete Ahr und Mittelrhein vorgesehen. Daher freuten wir uns, mit dem Weingut Peter Kriechel den zweiten Winzer von der Ahr begrüßen zu dürfen.

Das Weingut ist inzwischen mit 27,5 ha Weinbergsfläche das größte Weingut an der Ahr. Der Gründer Peter Kriechel war bis 1952 Nebenerwerbswinzer mit 1,5 ha Weinbergsfläche. Dann beschloss er nicht mehr nur die Trauben zu produzieren sondern auch die Weine selbst auszubauen und zu vermarkten. Das Weingut wuchs danach auf ca. 3 ha. 1969 übergab er es an seine beiden Söhne Hermann und Ernst, die mit der Ausbildung zum Winzermeister beziehungsweise Weinbautechniker die nötige berufliche Fachvoraussetzung zur Führung des Weinguts hatten. Die Fläche wurde auch danach stetig erweitert. In den 70er Jahren war man soweit gewachsen, dass der Platz zum Ausbau der Weine in Marienthal nicht mehr reichte und so zog man nach Ahrweiler um.
Im Jahre 2002 konnte das Weingut sein 50-jähriges Jubiläum feiern.
Im November 2003 wurde die Verantwortung für das nun das inzwischen auf 20 ha angewachsene Weingut an die nächste Winzer-Generation übergeben. Markus, Michael und Gerd Kriechel teilen sich mit dem Senior Ernst Kriechel seitdem die Aufgaben. Zusammen mit ihrem Kellermeister Michael Hewel zeigten Sie in den letzten Jahren eindrucksvoll die gestiegene Weinqualität.
So konnte das Weingut mit dem 2011 Portugieser Pfaffenberg den Rotweinpreis 2013 in der Rubrik „Unterschätzte Sorten“ gewinnen.

Die Rebfläche beträgt aktuell 27,5 Hektar, die Jahresproduktion ca. 360.000 Flaschen
Die besten Lagen sind Neuenahrer Sonnenberg, Walporzheimer Kräuterberg, Ahrweiler Rosenthal und Marienthaler Rosenberg (Frühburgunder)
Die Rebsorten sind zu 60% Spätburgunder, 20% Frühburgunder, 10% Grau- und Weißburgunder und 10% übrige Sorten wie Müller-Thurgau, Riesling, Optima, Kerner, Würzer, Bacchus.
Der Durchschnittsertrag liegt über alle Weine bei 60 hl/ha.
Für die einfachen Liter-Weine, die als Landweine auf den Markt kommen, werden die Trauben zugekauft (für rot aus der Pfalz, für weiß von der Mosel)

Mit über 4 Hektar Frühburgunder (Pinot Madeleine) ist das Weingut der größte private Erzeuger dieser Ahrspezialität. Man hat einen eigenen Klon selektiert, der deutlich früher reift. Für die Ahr ist diese Reifeverhalten eher ungünstig, da man inzwischen die höheren, kühleren Lagen mit Frühburgunder bepflanzt, um so die Traubenreife zu verzögern, damit die Ernte später im Jahr bei kühlerem Wetter erfolgen und damit die Fäulnisbildung verringert werden kann. Aber für nördlichere Gebiete wie z.B. Norddeutschland oder Skandinavien kann die frühe Reife ein Vorteil sein, da dort im Zusammenspiel mit der Klimaerwärmung ein Weinbau erst ermöglicht wird. So ist zum Beispiel an der Ostsee ein Versuchsweingarten im Entstehen.
Bei den Arbeiten im Weinberg wird größter Wert auf eine naturnahe Bewirtschaftung gelegt. Es wird ausschließlich organisch gedüngt und auf Insektizide und Botrytizide verzichtet. Die Weinberge sind begrünt (z.B. mit Leguminosen), um die Humusbildung zu fördern und Erosion zu vermeiden.
Bei einem Teil der Weinbergsparzellen werden die Trauben halbiert, um so eine lockere Traubenstruktur zu bekommen und damit die Fäulnisbildung zu vermindern und die Qualität zu steigern.
Aus Verbundenheit mit der Region, lässt das Weingut seit einigen Jahren, Fässer aus heimischer Ahr-Eiche herstellen.

Nun zu unseren verkosteten Weinen:

Zum Start gab es einen Frühburgunder-Sekt, hier mit dem französischen Namen der Rebsorte benannt, den Pinot Madeleine Blanc de Noir-Sekt brut nature. Er war 12 Monate auf der Hefe gereift und präsentierte sich Frühburgunder-typisch, etwas breiter, pflaumiger mit einer weichen Säure.
Das 2014’er Cuvee Jubilus blanc war der nächste Wein in der Probe. Wir konnten einen recht würzigem etwas herberen Wein aus einem sehr exotischen Rebsorten-Verschnitt verkosten: Würzer, Optima, Ortega, Solaris, Riesling, Müller Thurgau und andere waren im Cuvee verschnitten worden. Als Folge des problematischen Jahrgangs 2014 stach aber die Säure etwas unharmonisch spitz hervor.
Ein 2015‘er Spätburgunder Blanc de Noir folgte. Frisch und fruchtig, ebenfalls mit kräftiger Säure, die aber besser integriert war als beim „Cuvee Jubilis“. Hier zeigte sich die weichere, harmonischere Säure des Jahrgangs 2015.
Ein 2015’er Weissburgunder schloss sich an. Er war kaltvergoren und im Edelstahl ausgebaut worden. So schmeckte er recht fruchtig und mit einer deutlichen, aber weicheren Säure des 2015’er Jahrgangs.

Dann wechselten wir zu den Rotweinen.

Der 2014’er Domina Rotwein ist einer der meistverkauften Weine des Weinguts, aber er wusste bei uns nicht so recht zu gefallen. Durch das problematische Jahr 2014 zeigte er viel Säure, ein adstringierendes, grünes Tannin und war zum Abmildern von Säure und Tannin mit einer deutlichen, dienlichen Süße ausgestattet worden. Insgesamt wirkte er deshalb unharmonisch.
Der 2014‘er Spätburgunder stammte ebenfalls aus dem Segment der Einstiegs­weine. Auch hier zeigten sich die Probleme des 2014’er Jahrgangs: eine sehr leichte Struktur, viel Säure und ein adstringierendes, grünes Tannin. Daher wurde er nur unwesentlich besser beurteilt als der Domina-Wein.
Besser gewertet wurde dann der 2014’er Frühburgunder „Jubilus“. Er war trotz des starken Fäulnisbefalls bei dieser frühreifenden Rebsorte deutlich besser geraten, Kein großer Wein, nicht so füllig und pflaumig, aber recht klar und fruchtig.
Dann wechselten wir den Jahrgang und setzen die Probe mit dem 2013’er Spätburgunder „B“ fort. Dieser Jahrgang war deutlich besser und der Wein stammte auch aus einer höheren Qualitätsstufe. Die klare Frucht, die dichte Struktur und die kräftige, aber gut eingebundene Säure wussten zu gefallen und so wurde der Wein auch deutlich höher gewertet.
Auch sein Frühburgunder-Gegenpart, der 2013’er Frühburgunder „B“ zeigte die Auswirkungen des besseren Jahres und der höheren Qualitäts-Stufe. Ein weicher, runder, fruchtiger und voller Frühburgunder. Daher wurde er sogar noch etwas besser als der Spätburgunder bewertet.
Es folgte eine weitere Steigerung mit dem 2012’er Portugieser Walporzheimer Pfaffenberg „Goldkapsel“. Der 2011’er Vorgänger hatte 2013 den Rotwein-Preis gewonnen. Und diese Qualität besaß auch der 2012’er. Ein dichter, aber auch eleganter und vielschichtiger Wein. Aufgrund des kühleren Jahrgangs war das Tannin noch etwas eckiger, aber das Potential war unverkennbar. Dieser Wein zeigte, dass eine als Massenträger belächelte Rebsorte bei entsprechender Pflege durchaus zu Höchstleistungen im Stande ist. Ein toller Portugieser.
Und auf diesem sehr hohen Niveau ging es weiter mit dem 2012’er Spätburgunder Walporzheimer Kräuterberg. Dicht, mit angenehmer Fülle und zartem Holz. Trotzdem wurde er nur der zweitbeste Wein des Abends, denn es folgte zum Abschluss ein noch größerer Wein.
Der zweite Lagenwein, der 2012’er Spätburgunder Ahrweiler Rosenthal blieb ebenfalls auf diesem hohen Niveau. Auch er zeigte diese dichte Struktur, war aber gleichzeitig etwas eleganter und filigraner. Da sein Tannin aber noch etwas eckig und kantig war, wurde er etwas geringer als der Spätburgunder aus dem Kräuterberg gewertet. Aber das ist sicher nur eine Frage der Reifezeit, denn das nötige Potential hat der Wein.
Und dann folgte der 2011’er Frühburgunder Marienthaler Rosenberg. Das war eindeutig der krönende Abschluss des Abends. Klare, brillante Frucht, dichte Struktur und ein zarter Anklang nach Holz und Vanille. Ein toller Frühburgunder aus einem sehr guten Jahr.
Hier zeigte sich, dass das Weingut als größter Frühburgunder-Produzent die Möglichkeit genutzt hatte, das beste Traubenmaterial aus den Rebflächen für diesen Wein zu selektieren und ihn auch entsprechend auszubauen.

Damit waren wir am Ende der Probe angekommen. Waren die ersten Weine noch durch den problematischen Jahrgang 2014 gezeichnet, so ging es danach mit den Weinqualitäten steil aufwärts und bei den vier Lagenweinen hatten wir das Top-Niveau erreicht. Daher möchten wir uns bei Peter Kriechel für diese hervorragende Präsentation des Weingutes herzlich bedanken.

Leider konnte dieser Bericht erst so spät eingestellt werden, da die vorgesehene Protokollantin trotz mehrfacher Mahnung den Bericht nicht erstellt hat und so ein neuer Protokollant gefunden werden musste.

Verfasser:  Dieter

2016_03_Weingut Kriechel Probenergebnis


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