Eine Verkostung mit Rotwein-Cuvees aus Südafrika beendete unser diesjähriges Probenprogramm. Diesmal wurde es schwierig, eine nachvollziehbare Reihenfolge für die Weine zu finden, da die Südafrikaner sich bei den Cuvees recht kreativ zeigten und auch an keine Vorgaben der Zusammensetzung gebunden sind, wie z.B. bei französischen oder italienischen Appellationen. Nach einigen Überlegungen ergab sich dann eine Probenfolge die mit Bordeaux-Cuvees (aus Cabernet Sauvignon, Merlot und anderen Bordeaux-Rebsorten begann und sich dann mit den Rhone-Cuvees aus Grenache, Syrah, Mourvedre und anderen Mittelmeer-Rebsorten fortsetzte.
Den Anfang machte das 2009’er Cabernet Sauvignon-Merlot Cuvee vom Weingut Dornier aus Stellenbosch. Es war ein ordentlicher, sauberer Wein, der eine weiche, aber auch etwas breitere Frucht hatte und bereits eine leichte Reife zeigte.
Mit dem 2012 Warwick Estate, „First Lady“ folgte eine ungewöhnliche Rebsorten-Kombination aus Cabernet Sauvignon und Petit Verdot. Der Wein hatte eine kühlere Frucht und war aufgrund seiner Jugend noch sehr hart im Tannin. An der Luft wurde er dann weicher, aber das reichte nicht, ihm eine bessere Bewertung zu verschaffen. So wurde er das „Kellerkind“ der Probe.
Die Nummer 3, der 2009’er Klein Constantia „Marlbrock“ war dann von der Zusammensetzung mit Cabernet Sauvignon, Malbec, Merlot und Petit Verdot schon eher ein Bordeaux-Cuvee Der Wein präsentierte sich recht dichte, mit festem Tannin und leichter Reife.
Auch der 2009’er Stony Brook „The Max“ war ein gewohntes Bordeaux-Cuvee aus Cabernet Sauvignon und Merlot mit kleinen Anteilen von Petit Verdot und Malbec. Insgesamt zeichnete sich dieser Wein durch eine festere, straffere Struktur aus und wurde deshalb einen halben Punkt höher bewertet.
Der 2005’er Grangehurst Cabernet Sauvignon-Merlot lag auf einem leicht höheren Niveau, der Wein war aber trotz 4 Jahren mehr Reife noch immer etwas kantig. Zusätzlich hatte er eine leichte Bretanomyces-Note (Geruch nach Pferdeschweiß oder Pferdesattel)
In fast gleicher Güte zeigte sich der 2012’er Nitida, „Caligraphy“, ein Merlot-geprägter Wein mit Anteilen an Cabernet Franc, Cabernet Sauvignon und Petit Verdot. Aufgrund seiner Jugend war er noch kantig, aber der hohe Merlot-Anteil hatte ihn auch schon etwas weicher und umgänglicher gemacht.
Der letzte Wein der Bordeaux-Cuvees war dann der 2011’er Beau Constantia „Aidan“, ein Cuvee aus Malbec, Merlot, Petit Verdot und Cabernet Sauvignon, der sich dicht und mit fester Struktur präsentierte. Für einen 2011’er Wein war er schon recht reif und zugänglich Das bescherte ihm die beste Bewertung der Bordeaux-Cuvees.
Der 2013’er Van Loveren Cabernet-Shiraz „Blackberry“ brachte dann den Übergang zu den Rhone-Cuvees. Leider hatten wir hier einen Wein vor uns mit grünem, adstringierendem Tannin und Holznoten, die von einer Aromatisierung im Stahltank mit Holzlatten (Stave-Verfahren) stammten. Es war mehr oder weniger nur ein einfacher „Reparatur- oder Übergangswein“
Das erste echte Rhone-Cuvee, der 2011’er Shiraz-Mourvedre-Viognier aus der Serie „Vineyard Selection“ vom Weingut Kleine Zalze wusste dann deutlich besser zu gefallen.
Es folgte der 2013’er Eikendal „Charisma“, ein recht exotisches Cuvee aus Syrah, Petit Verdot und Sangiovese. Durch seine Jugend war der Wein noch sehr herb und adstringierend und strahlte trotz seines Namens nicht viel Charisma aus.
Mit dem 2010’er Guardian Peak „SGM“ hatten wir wieder ein typisches Rhone-Cuvee vor uns. Wie der Name SGM schon andeutet, besteht das Cuvee aus Syrah, Grenache und Mourvedre. Es wirkte noch etwas kantig, besaß aber eine dichtere Struktur und war in sich sehr stimmig. Wenn nicht noch ein letzter Wein in der Probe gefolgt wäre, hätten wir den bestbewerteten Wein des Abends gehabt.
So musste dieser Wein sich knapp dem 2011’er Radford Dale „Black Rock“ geschlagen geben, der ebenfalls ein typisches Südfrankreich-Cuvee war, diesmal aus Carignan, Cinsault, Mourvedre und Syrah. Er war recht weich und rund, aber auch etwas gefällig und „weichgespült“. Im Hintergrund war eine Spur Bretanomyces zu erkennen, was für viele Weingüter in Südafrika noch immer charakteristisch ist. So wurde der Wein mit seiner weichen, süßen Art zum besten Wein des Abends gekürt. Dass die Einzelwertungen stärker voneinander abwichen als beim Vorgänger, zeigte allerdings dass er nicht für alle der beste Wein war. .
Im Verlauf dieser Probe hatten wir nur eine kleine Auswahl an Rotwein-Cuvees verkosten können, die uns nach den Weißweinen und den reinsortigen Rotweinen hoffentlich einen kleinen Einblick in die Vielfalt der südafrikanischen Weine gegeben haben.
Verfasser : Dieter
Angaben zu den Weingütern:
(die Angaben zur Weingutsgröße und –Produktion sind bereits etwas älter und können daher schon überholt sein)
1. Dornier Wines aus dem Anbaugebiet Stellenbosch wurde 2002 gegründet von Christoph Dornier (als Maler ein musisch veranlagter Abkömmling aus der eher technisch geprägten Flugzeugbauer-Dynastie Dornier). Die Produktion beträgt ca. 120.000 Flaschen, 85% Rotweine, 15% Weißweine. Die Reben stehen auf stark verwittertem den roten und gelben Granit, Tukulu (gelb) und Oakleaf (rot) Böden. in einer Höhe von 100 bis 200 Meter über dem Meeresspiegel.
2. Warwick Estate, 1964 gegründet. Besitzer ist die Fam. Ratcliff. Das Gut verfügt über eine Anbaufläche von 56 Hektar und produziert ca. 145.000 Flaschen, 85% Rotweine, 15% Weißweine
3. Klein Constantia, aus dem Anbaugebiet Constantia wurde 1823 gegründet. Eigentümer sind seit 1980 Fuggie & Lowell Jooste. Auf ca. 150 ha werden etwa 480.000 produziert. Klein Constantia liegt auf einer schmalen Halbinsel, die in den südatlantischen Ozean hineinragt, lediglich ca. 20 km von Kapstadt entfernt. Die Reben stehen auf Granitverwitterungsgestein
4. Stony Brook aus dem Anbaugebiet Franchhoek wurde 1995 gegründet. Die Besitzer sind Nigel und Joy McNaught. Es werden ca. 66.000 Flaschen, 60% Rotweine, 40% Weißweine produziert
5. Das Weingut Grangehurst aus dem Anbaugebiet Stellenbosch wurde 1992 gegründet. Der Eigentümer ist Jeremy Walker Es werden auf 13 ha ca. 42.000 Flaschen, zu 100% Rotweine produziert
6. Das Weingut Nitida aus dem Anbaugebiet Durbanville wurde 1992 von der Familie Veller gegründet- Auf 15 ha werden etwas 80.0000 Flaschen, 45% Rotweine 55% Weißweine produziert.
7. Das Weingut Beau Constantia aus dem Anbaugebiet Constantia wurde 2002 gegründet. Das Gut ist 22 ha groß, von denen 11,5 ha mit Reben bepflanzt sind. Höhe etwas 350 m über dem Meeresspiegel. Besitzer sind Pierre und Cecily Du Preez
8. Van Loveren, Das Weingut aus dem Anbaugebiet Robertson im Breedetal wurde 1937 als Teil einer größeren Farm gegründet. 1963 wurde ein neuer Keller gebaut, bis 1980 wurde der Wein komplett lose verkauft. Auf 220 ha wird Wein angebaut. Alter der Reben: 10 Jahre , Böden: Sandstein; Karoo, Erziehungssystem: Drahtrahmen, Tröpfchenbewässerung
9. Weingut Kleine Zalze aus dem Anbaugebiet Stellenbosch. Das Gut wurde schon 1695 gegründet, aber erst seit 1997 wird auf ca. 100 ha Wein produziert. Zusätzlich zum Weingut wird auch noch ein Ferien-Ressort mit Hotel, Ferienwohnungen und Golfplatz betrieben.
10. Weingut Eikendal aus dem Anbaugebiet Stellenbosch Das Gut wurde 1981 gegründet und produziert auf 65 ha ca. 420.000 Flaschen, 65% Rotweine 35% Weißweine
Die Weinberge liegen ca. 170m über dem Meeresspiegel. Die Böden bestehen aus „Koffieklip“ Boden mit einer 1 m dicken Tonschicht. Die Reben sind zwischen 10 -12 Jahre alt und werden bewässert
11. Weingut Guardian Peak aus dem Anbaugebiet Stellenbosch. Das Gut wurde 1998 gegründet und produziert ca. 420.000 Flaschen zu 100% Rotwein.
Guardian Peak ist eine 1998 vom Weingut Rust en Vrede geschaffene Weinlinie
12. Winery of Good Hope mit der Produktlinie Radford Dale aus dem Anbaugebiet Swartland wurde 1998 gegründet Die Trauben stammen von alten „bushvine“-Weinbergen auf Granitformationen verstreut in Swartland. Hier wachsen die Reben ohne Stützen o.ä. über den Boden. Die Cinsault und Carignan Reben sind ca. 40 Jahre alt, die Syrah Reben durchschnittlich etwa 20 Jahre.