Weinprobe mit dem Weingut Prinz von Hessen am 17.09.2015

Das Weingut gehört dem Hessischen Adelsgeschlecht der Prinzen und Landgrafen von Hessen. 1957 wurde das Weingut von Phillip Landgraf von Hessen für die Familienholding „Hessische Hausstiftung“ erworben. Am Rande von Johannisberg gelegen, hatte dieses Weingut anfangs nur 7 ha Weinbergsfläche, wurde dann aber nach und nach bis auf 45 ha erweitert. Im Rahmen von Umstrukturierungen wurde die Fläche dann aber wieder auf ca. 34 ha verkleinert und einfachere oder ungünstig gelegene Flächen abgegeben. Auch das Rebsortiment wurde auf Riesling und etwas Weissburgunder und Spätburgunder konzentiert. Die früher allgegenwärtige Scheurebe ist als Verschnittpartner nicht mehr vorhanden, was den Riesling-Weinen sehr gut bekommen ist.
Der Ausbau der Riesling-Weine erfolgt in Edelstahl, für die gehobenen Qualitäten werden auch große Holzfässer wie 1200 l Stückfässer verwendet, um die Weine abzurunden und zu reifen. Basisweine und Lagenweine werden seit 2011 alle mit Schraubverschluss, die Premiumweine und die edelsüßen Weine weiterhin mit Kork verschlossen.
Die Produktion beträgt etwa 200.000 bis 250.000 Flaschen, von denen ca. 20 % in die USA exportiert werden. Seit 2005 ist Dr. Clemens Kiefer für das Weingut verantwortlich und er ließ es sich auch nicht nehmen, uns die Weine persönlich zu präsentieren.
In gewohnter Manier starteten wir mit einem trockenen Gutswein, dem 2014’er Riesling Prinz von Hessen. Ein sauberer, klarer und fruchtiger Riesling mit zarter Herbe, der –  Jahrgang geschuldet – mehr Säure zeigte.
Ein halbtrockener Wein, der 2014’er Riesling Classic folgte. Für den Chronisten hatte der Wein eine etwas spitze Säure, die durch eine etwas dienliche Süße überdeckt wurde – aber den meisten der Verkoster gefiel dieser Riesling etwas besser als der trockene Riesling. Erstaunlich war die Tatsache, dass sich im Sortiment immer noch ein Classic-Wein befindet, denn bei den meisten VDP-Weingütern ist sind Classic- und Selektions-Weine als Qualitätseinstufung verschwunden.
Im nächsten Flight  bekamen wir zwei Ortsweine:
Der 2013’er Johannisberger Riesling besitzt eine sehr exotische Frucht, feine Säure, aber auch eine zarte, dezente Herbe im Hintergrund. Die Bewertung war deutlich höher als bei den Gutsweinen.
Wie bei dem Pärchen davor folgte ein feinherber Wein, der 2013’er Winkler Riesling. Die Restsüße lag über der offiziellen Einstufung für einen halbtrockenen Riesling, daher seine Einstufung als feinherb. Er wirkte etwas fülliger und zeigte erwartungsgemäß deutlich mehr Süße, aber auch viel frische Säure. Es verwundert nicht, dass dieser Typ sehr stark nach Japan verkauft wird, denn er passt recht gut zu asiatischem Essen. Da wir ihn aber solo getrunken hatten, wurde er von uns etwas schwächer als der trockene Ortswein eingestuft.
Mit dem 2013’er Riesling Dachsfilet konnten wir dann eine kleines „Großes Gewächs“ verkosten. Der Wein stammt von alten Reben aus dem ca.3 ha großen Filetstück der Lage Dachsberg und da die Lage nicht als Großes Gewächs eingestuft ist, wird er unter diesem Phantasienamen verkauft. Der Ausbau erfolgte mit Spontanvergärung und Maischestandzeit. Sein Etikett sorgte vor der Erstvermarktung für größere Diskussionen im Hause Hessen, da ein Dachs das fürstliche Wappen im Maul trägt. Ein Sakrileg ! Der Erfolg des Weines hat dann aber weitere Diskussionen beendet.
Die Verkostung wurde dann mit dem 2013’er Johannisberger Klaus als echtem „Großen Gewächs“ fortgesetzt. Trotz seines jungen Alters war der Wein schon recht weich, rund und harmonisch. Insgesamt ein würdiger Vertreter für ein „Großes Gewächs“.
Das i-Tüpfelchen für die trockenen bis feinherben Weine war dann der 2002’er Winkler Hasensprung „Erstes Gewächs“ Er zeigte uns, wie gut diese Weine reifen können. Zarte Herbe mit feiner Säure und sehr dezenter Reife – aber noch ohne Firne. Es war erstaunlich, wie frisch dieser Wein trotz 12 Jahren Reife war.
Für die Liebhaber junger, frischer, fruchtiger Weine, konnte dieser Riesling allerdings das Große Gewächs nicht übertrumpfen.
Dann wurde die Probe mit fruchtsüßen Weinen fortgesetzt. Der 2013’er Riesling „Steckenpferd“ machte den Anfang. Ein eleganter, recht filigraner Riesling mit dezenter, nicht aufdringlicher Süße.
Eine Steigerung stellte der 2011’er Winkler Hasensprung dar, der eine zur Spätlese abgewertete Auslese war. Er hatte deutlich mehr Süße, die aber durch eine zarte Herbe und frische Säure gut eingebunden war und somit nicht aufdringlich wirkte.
Mit dem 2004’er Johannisberger Klaus bekamen wir dann eine echte Auslese. Sie zeigte uns, wie gut derartige restsüße Weine reifen können: Er hatte immer noch eine elegante Frucht mit feiner Säure und daneben einen Hauch Karamellton.
Dennoch gab es eine weitere Steigerung mit dem etwas jüngeren 2009’er  Johannisberg Klaus. Diese elegante Auslese, mit feiner Süße, Säure und zarter Botrytis wäre vor 60 Jahren noch als „feine Auslese“ bezeichnet worden.
Und als allerletzte Steigerung konnten wir die 2011’er Riesling Beerenauslese „Goldstück“ verkosten, die ihrem Namen alle Ehre machte. Diese Beerenauslese verkörperte einen ganz anderen Stil: Sie war weniger die bekannte fruchtbetonte Riesling-Beerenauslese dafür mehr der volle, aber filigrane Sauternes. Der Wein war – welch Sakrileg –2 Jahre im neuen Barrique ausgebaut worden und hat wie ein Sauternes etwas mehr Alkohol. Aber es passte alles zusammen und er schmeckte so gut, dass er unangefochten die höchste Bewertung des Abends bekam.
Damit endete eine vielschichtige Probe, die neben jungen Weinen auch gereifte Wein präsentierte und uns so zeigte, welches Potential in diesen Weinen stecken kann.
Dr.Clemens Kiefer möchten wir für die hervorragende Auswahl der Weine und seine kompetente Präsentation danken.

Verfasser: Dieter

2015_09_Probenergebnis_Weingut Prinz von Hessen


Beitrag veröffentlicht

in

von

Schlagwörter:

Weitere Berichte