Vergleichende Probe mit Weinen von pilzresistenten und klassischen Rebsorten des Geilweilerhofes, präsentiert von Dr. Rudolf Eibach in der Weinbruderschaft zu Köln e.V. am 20.11.2014
Es war mal wieder an der Zeit, dass wir uns über die Entwicklung der Weine aus pilzresistenten Rebsorten informieren lassen wollten und was liegt da näher als „gute alte Bekannte“ zu bitten, uns doch auf dem Laufenden zu halten und zwar durch eine aktuelle Probe im Rahmen eines Vergleichs von Weinen aus pilzresistenten und aus klassischen Rebsorten, ausgebaut am Geilweilerhof.
Diese Aufgabe übernahm dankenswerter Weise Herr Dr. Rudolf Eibach, nun schon zum zweiten Mal, allerdings nach einem Intermezzo von Frau Dr. Margit Harst.
Das Thema pilzwiderstandsfähiger Rebsorten, kurz PIWI’s genannt, rückt immer mehr in den Fokus des Interesses nicht nur von Bio-Winzern, die auf geringen Einsatz oder gar auf den völligen Verzicht von Fungiziden hoffen und so die Kontaminierung von Boden und Grundwasser mit diesen Giften vermeiden wollen, von chemischen Rückständen in der Pflanze selbst ganz zu schweigen. Mit dem wachsenden Umweltschutz- und Nachhaltigkeitsbewusstsein ist deshalb auch zu erklären, dass sich die Hälfte der deutschen Winzer einen Anbau von Piwis im eigenen Betrieb vorstellen kann. Vorreiter sind diesbezüglich Winzer aus den Anbaugebieten Rheinhessen, Nahe und Franken, jedoch finden sich zunehmend auch in den übrigen Anbaugebieten Winzer, die zumindest einen überschaubaren Versuchsanbau mit Piwis unterhalten.
Und es ist ja nicht der Geilweilerhof allein, der sich in diesem Forschungssektor bewegt. Vergessen wir nicht z.B. das Staatliche Weinbauinstitut Freiburg, dessen Schwerpunkte in der Resistenz- und Klonenzüchtung, der Entwicklung und Prüfung neuer Verfahren des Weinbaus, des Rebschutzes, der Rebenernährung, der Oenologie und der Analytik liegen. Auch von hier kommen diverse PIWI-Neuzüchtungen. Eine Kooperation der unterschiedlichsten Forschungseinrichtugen ist dabei nicht zu unterschätzen, denn wir betrachten hier schließlich einen Zeitraum von ca. 30 Jahren von der Neuzüchtung über die Feldversuche bis hin zur offiziellen Zulassung der neuen Rebsorte.
Was ist bis dahin mit unseren Klimabedingungen passiert? Oder wie hat sich das Kaufverhalten, der Geschmacks-Trend beim Verbraucher bis dahin entwickelt? Es besteht hier ein hohes Risikopotenzial, ob die neue Rebsorte überhaupt im Markt akzeptiert wird
Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang jedenfalls, dass sich inzwischen auch Hinweise auf diese Thematik in nicht nur fachwissenschaftlichen Medien finden lassen, sondern auch im allgemeinen Zeitungs-Blätterwald. Es sei deshalb auf einen –wenn auch kurzen- Artikel in der Spezialbeilage der „Zeit“-Ausgabe Nr.41 vom 01.10.2014 hingewiesen, in dem auf eine interessante Internetseite verwiesen wird ( www.piwi-international.de ), die von einer „Arbeitsgemeinschaft zur Förderung pilzwiderstandsfähiger Rebsorten“ (PIWI Inernational e.V.) initiiert ist und das Thema PIWI’s grenzübergreifend (BRD, Österreich, Süd-Tirol, Trentino, Schweiz/Wallis) im Auge hat. Diese Gruppe lobt –wie auch der Geilweilerhof mit seinem Regent- einen Preis für beste PIWI-Weine aus, bei dem sogar Weine aus der Tschechei, Niederlande und Dänemark angestellt werden.
Das Interessanteste an dieser Sache ist allerdings die Methode, nach der die Rangordnung der Preisträger entschieden wird, und zwar nach einer dem Chronisten bis dahin völlig unbekannten Methode, das sich PAR-System nennt, ein System, das sich ebenfalls der 100-Punkte-Bewertung -wie viele andere Systeme auch- bedient. Zu diesem System existiert wiederum ein Link auf der WEB-Site der PIWI International e.V., dem man unbedingt folgen sollte, da diese Methode, die dort auch noch näher erläutert wird, höchst interessant ist. Es bleibt jedem Interessierten unbenommen, dieser Bewertungsmethode zu folgen bzw. zu akzeptieren oder nicht.
Zurück zum Geilweilerhof und seinen Weinen.
In seinem Vortrag erläuterte uns Herr Dr. Eibach nochmals die Aufgabenstellung des JKI (Julius-Kühn-Institut) und führte uns mit Laptop und Beamer die neuesten Ergebnisse der Forschungsentwicklung vor Augen, wobei es ihm vortrefflich gelang, den hochwissenschaftlichen Teil seiner Ausführungen auf ein eher „populärwissenschaftliches Niveau zu downgraden“ J Herzlichen Dank dafür! Beeindruckend war auf jeden Fall die Schilderung dessen, was alles möglich ist mit Eingriffen in das Genmaterial von Pflanzen.
Und das wollte unser Gastmoderator auch gerne mit den von ihm mitgebrachten Weinen demonstrieren.
Herr Dr. Eibach war damit einverstanden, dass wir –wie bei unseren Proben üblich- die hier verkosteten Weine nach dem 20-Punkte –System bewerten wollten. Er gab uns allerdings zu verstehen, dass die im Glas vorzufindende Qualität –zumindest bei den Weinen des Kleinanbaus, die gar nicht in den Handel kommen- ein standardisiertes Ausbauverfahren angewendet wird. Z.B. wird bei all diesen Weinen ein und dieselbe Hefe bei der Gärung verwandt und auch der anschließende weitere Ausbau geschieht Schritt für Schritt gleich bei allen Weinen.
Ausgenommen die für den Verkauf vorgesehenen Weine erhalten eine individuellere Behandlung durch die Kellermeister – aber auch nur „grobmotorisch“, denn bei einem Ausbau von jährlich ca. 600 verschiedenen Weinen bleibt im Keller überhaupt keine Zeit für einen individuellen Ausbau so wie ein Einzelwinzer oder eine Genossenschaft dies bewerkstelligen kann.
Vor diesem Hintergrund ist es erstaunlich, dass sich die Weine punktemäßig im Rang von „zufriedenstellend/Befriedigend“ bis „sehr gut“ etablieren konnten. Näheres hierzu ist der unten angehängten Auswertungstabelle zu entnehmen.
Erwähnenswert ist das Abschneiden des Weins Nr.:7 in der Probe, der 2013er GF.84-54-33 (Staufer x Vidal Blanc), der mit einer schönen Ausgewogenheit von Süße und Säure (8,8 g RZ/7,3 g S) zu beeindrucken wusste, harmonisch und frisch. Bei diesem Wein waren sich die Probanden ziemlich einig, denn das Ergebnis der zu berücksichtigenden Punkte lag nur einen Punkt auseinander: von 13,5 bis 14,5 !! (Durchschnitt: 14,25 Punkte)
Tagessieger waren die Weine Nr. 12 (14,5 durchschnittl. Benotung; restsüße Weine kommen immer gut an, erst recht bei einem ansonsten überwiegend trockenen Angebot) und Nr. 11. (14,32 durchschnittl. Benotung), beide mit den höchsten zuckerfreien Extraktwerten und damit raumausfüllend am Gaumen.
Zur Belohnung gab es noch einen gereiften 2011’er Dornfelder „Ockenheimer Laberstall“ vom Weingut Bungert-Maueraus den Beständen eines Weinbruders, der deutlich zeigte, dass aus pilzresistenten Rebsorten auch hervorragende Weine hergestellt werden können.
Uns bleibt nur noch, Herrn Dr. Eibach für seine wirklich großen Mühen für diese Probe zu danken –Stichwort: Südamerika-Dienstreise und Verzicht auf eine Prallelveranstaltung. Wir sind froh, einen solch zuverlässigen Partner wie den Geilweilerhof für unsere Weinproben an unserer Seite zu wissen.
Verfasser: Wolfgang Klug
2014_11_Probenergebnis_Technikprobe pilzrestistente Rebsorten