Im Juni bekamen wir das Angebot eines Importeurs uns mehrere mexikanische Weine aus Baja California, die noch nicht auf dem europäischen Markt vertreten sind, uns vorzustellen.
Da bei neun verschiedenen Weinen jeweils nur eine Flasche zur Verfügung stand, mussten wir die Präsentation als Sonderprobe mit max. 12 Teilnehmern durchführen. Unser Kellermeister hat dann die Probe noch um 4 Weine vom Weingut L.A.Cetto, ebenfalls aus Baja California aufgestockt.
So fand dann nach den Sommerferien am 15.August unsere Probe statt.
Es gibt drei große Weinbaugebiete in Mexiko. Baja California an der Pazifikküste ist das größte. Hier werden 80 % des mexikanischen Weins hergestellt. Daneben existiert noch inmitten Mexikos die Region Coahuila auf einer Höhe von 1500m als ältestes Anbaugebiet und die Region Aguascalientes.
Das Weingut L.A. Cetto wurde 1924 gegründet, hat ca. 1000 ha und exportiert in 27 Länder. Bei den anderen Weingütern, die noch nicht in Europa vertreten sind und die wir erstmalig verkosten konnten, spielt der Önologe, Hugo D’Acosta auf verschiedene Art und Weise eine wichtige Rolle. Casa de Piedra ist sein eigenes Weingut, während er bei Paralelo und Firmamento nur einer von mehreren Partnern ist und sich seine Rolle in der Produktion eher auf die Beratung beschränkt. Bei Aborigen überwacht Hugo D’Acosta die Produktion und Estacion de Porvenir, einer gemeinnützige Organisation zur Winzer-Ausbildung (non-profit) spielt er eine mehr oder weniger amtliche Rolle.
Alle Weine –bis auf einen – stammten aus Baja California aus dem Untergebiet „Valle de Guadelupe“.
Wie bei den meisten Proben starteten wir mit den Weißweinen, heute mit zwei Sauvignon blanc.
Der 2013’er Sauvignon blanc „Emblema“ vom Weingut Paraleo, war sehr leicht und im Abgang schnell weg. Eine spitze Säure störte. War der Wein grün geerntet (nur 11.8% Alkohol) oder war er nachgesäuert ?
Auch der zweite Wein, der 2013 Sauvignon blanc Estación Porvenir Blanco vom gleichnamigen Weingut zeigte ein vergleichbares Geschmacksbild – nur wirkte er noch etwas parfümiert.
Zwei Chardonnays folgten. Der 2013’er Chardonnay „Piedra de Sol“ vom Weingut Casa de Piedra wirkte etwas breit und süßlich mit erneut viel spitzer Säure (ebenfalls grün geerntet, da auch er nur 11,8% Alkohol hatte ?). In der Nase hatte er anfangs einen „Stinker“, der aber an der Luft dann verflog.
Daraufhin folgte als weiterer Wein, den der Kellermeister besorgt hatte, der 2012’er Chardonnay vom Weingut L.A. Cetto . Er war ebenfalls breiter und einfacher strukturiert, hatte aber im Vergleich zu den vorangegangenen Wein (zu) wenig Säure und einen eigenartigen Beiton.
Wahrscheinlich waren wir durch die deutschen „Cool Climate“-Weine doch zu verwöhnt und haben deshalb diese Wein sehr niedrig eingestuft. Vom Preis her waren sie nämlich nicht so klein.
Danach folgten neun Rotweine.
Zuerst das 2010’er Cuvee „Ensamble Arenal“ vom Weingut Paralelo, ein Cuvee aus Merlot (45%), Cabernet Sauvignon (45%), Zinfandel (4%), Petite Syrah (3%), Barbera (3%). An diesem Rotwein hatten wir mehr Spaß, gute Frucht, ein festeres Tannin und leichte Gewürznoten. Kein eleganter Wein aber sauber und gut gemacht. Auch der nächste Rotwein, der 2010’er „5 Estrella“ vom Weingut Firmaneto war ein Cuvee: Tempranillo (35%), Cabernet Sauvignon (30%), Merlot (20%), Cinsault (5%), Grenache (10%) Auch hier eine dichte, volle Frucht, ein festes, zart adstringierendes Tannin. Er wirkte noch etwas kantig, aber zeigte auch Charakter.
Wieder wurde die Probe vom Kellermeister ergänzt, durch den 2011’er Petit Syrah vom Weingut L.A. Cetto. Ein sauberer, aber etwas krautiger und marmeladiger Wein, wobei bei man bei seinem Preis von knapp 9 Euro auch nicht mehr erwarten konnte. (Der wuchsstarke, rustikale Petit Syrah oder auch Durif stammt aus Frankreich und ist wahrscheinlich eine spontane Kreuzung aus Peloursin und Syrah. In Frankreich ist die Rebsorte kaum noch, im US Californien aber noch stärker vertreten)
Der 2011’er „Vino de Piedra“ vom Weingut Casa de Piedra ist wieder ein Cuvee, diesmal aus Tempranillo (50%), Cabernet Sauvignon (50%). Der Wein unterschied sich von den anderen, da er von Granitböden der Unterregion San Antonio de las Minas stammt und von den hier vorgestellen Weinen in Mexico der teuerste ist. Er zeigte sich recht dicht und fruchtig mit stärkeren Holz- und Gewürznoten. Trotz seines hohen Renommees in Mexico war er für uns aber nicht der beste Wein.
Vom Kellermeister beigestellt wurde noch ein 2010‘er Zinfandel, wieder vom Weingut L.A. Cetto. Es war kein großer Wein, aber recht füllig und typisch für einen Zinfandel, mit einem Hauch Himbeere, wie man ihn aus US-Californien kennt.
Weiter ging es mit dem 2010’er Estación Porvenir Tinto vom gleichnamigen Weingut, ein Cuvee aus Petite Syrah (40%), Cabernet Sauvignon (20%) , Zinfandel (20%), Barbera (20%). So sehr gefiel er uns nicht, er war etwas breit und kantig, mit mehr Bitterton und schmeckbarem Bretanomyces.
Dafür gefiel uns der nächste Wein, der 2010’er “Portada” vom Weingut Aborigen, ein Cuvee aus Grenache (50%), Carignan (44%) und Petit Syrah (6%). Ein dichter, recht voller Wein mit leichten Zimtnoten und einem festem, zart schokoldigem Tannin.
Noch eine weitere Steigerung kam mit dem 2012’er „Clandestino”, ebenfalls vom Weingut Aborigen, aber diesesmal war es kein Cuvee sondern ein reinsortiger Grenache.
Dicht und gut strukturiert mit guter Säure und festem, reifem Tannin – kurz gesagt sehr stimmig. Das war für uns der beste Wein des Abends.
Unser Kellermeister wollte sich auch nicht lumpen lassen und holte noch einen 2007’er Cabernet Sauvignon – Malbec, „Santa Cecilia“ vom Weingut L.A. Cetto.
Etwas fruchtig, leicht marmeladig und trotz der Alters noch immer etwas kantig. Ein ordentlicher Wein, aber mit den drei vorherigen Weinen konnte er nicht mithalten.
Für uns war es eine sehr interessante Probe. Sie hat uns einen kleinen Einblick in die Wein Welt Mexicos, speziell Baja Californias gebrach. Während die Weißweine bei uns weniger Anklang fanden, haben sich die Rotweine wacker geschlagen. Für einen eventuellen Verkaufserfolg in Deutschlang dürfte allerdings der Preis eine große Rolle spielen. Sollten die Endverbraucherpreise deutlich über 10 Euro liegen, werden die Weine sicher Exoten bleiben.
Für uns bleibt nur noch der Dank an den Referenten, der die Weine mitgebracht und seine Zeit für uns geopfert hat und natürlich an unsere Weinschwester Sigrid, die den Raum für die Sonderprobe zur Verfügung gestellt hat und uns mit einem kleinen, feinen Imbiss verwöhnt hat.
Verfasser: Dieter