Die Steirische Weissweinszene,
durchforstet und aufgehellt von
Dr. Dieter Ockelmann
„Tu felix Austria….“, so möchte man ausrufen angesichts der schönen Natur, der Wein-Kulturlandschaft und…..na, ehrlich gesagt auch wegen der Heurigen, die dort unter der Bezeichnung „Strauße“ geführt werden. Nach dem, was unser Bruderschaftsmeister uns an Informationen zur Verfügung gestellt hat, gibt es wohl kaum ein Weingut, das keine Strauße nebenher unterhält. Wie schön für den Weinfreund, der sich auf seinem Weg durch die Steiermark darauf verlassen kann, fast überall einen guten Tropfen und eine entsprechend gute Essensbegleitung zu finden.
Aber für unsere Weinprobe mal abgewandelt formuliert :„die Götter haben bekanntlich vor den Genuss das Wissen darüber“ gestellt. Also wurden erst einmal ein paar Informationen über die Steiermark als Weinland von Dieter obligatorisch vorangesetzt.
Eigentlich haben wir es mit drei Anbaugebieten zu tun: der West- (432 ha), der Süd- (1.739 ha) und der Süd-Oststeiermark (1.110 ha) . Zu den Anbauflächen (vorstehend lt. Vinaria-Weinguide 2013/2014) sind auch völlig andere Angaben zu finden (West-St.: ca. 500 ha; Süd-St.: 2.340 ha; Süd-Ost-St.: 1.400 ha Rebfläche). Wie diese Diskrepanzen zustande kommen, ist schier unverständlich, obwohl es bei beiden Angaben um die Größe der Rebanbauflächen geht.
Beginnen wir ganz im Westen der Steiermark, dem flächenmäßig kleinsten Anbaugebiet mit der von dort bekanntesten Rebsorte, der Blauen Wildbacher-Traube, von der eigentlich so niemand weiß, wo sie herkommt, somit also authentisch, autochton ist für die Weststeiermark. Ein Versuch, diese Rebsorte auch in den übrigen steirischen Anbaugebieten zuzulassen, hat nicht den erhofften Erfolg gebracht, so dass Anbauflächen heute dort nur noch rudimentär zu finden sind. Zudem ist sie auch noch vielseitig verwendbar, denn sie liefert einerseits den rassig säurebetonten stillen Roséwein, bekannt unter dem Namen „Schilcher“, der wiederum gleichzeitig als Basiswein genutzt wird für die prickelnde Variante als „Frizzante“ oder auch als Sekt, beide Varianten sehr gut geeignet als Aperitifgetränke abseits der üblichen Prosecci- oder Aperol- und Hugo-Trends. Mit diesen Schilcher-Produkten kann man noch Überraschungseffekte auf die Gesichter der Gäste zaubern und so werden sie auch unter den Weinfreunden hier im Lande immer mehr wahrgenommen.
Darüberhinaus kann die Blaue Wildbacher neuerdings auch -bei entsprechender Behandlung durch den Winzer- Lieferant von kraftvollen und tanninbetonten Rotweinen sein, natürlich nur nach dem Durchlaufen eines entsprechenden Säureabbaus in einer malolaktischen Fermentation, die dann sogar Weine für den Ausbau in kleinen Barriquefässern liefert. In dieser Form -als Rotwein also- darf er dann auch mal eine rote Cuvèe mit unterschiedlichen Anteilen veredeln oder nur unterstützen.
Alles in allem also ein spannendes Thema, dem man unbedingt seine Aufmerksamkeit widmen sollte (hier schreibt ein Schilcher-Fan; merkt man’s?).
Aber die weststeirischen Winzer setzen natürlich nicht nur auf die Wildbacherrebe sondern erzielen seit langem schon gute Ergebnisse auf dem Gebiet der aromatischen Weißweine wie dem Sauvignon Blanc und dem Gelben Muskateller.
Zu den Weinlagen ist noch anzumerken, dass sich diese in einem schmalen Band .bis zu einer Höhe von 600 m an den Ausläufern der Koralpe und des Reinischkogels entlang ziehen, bis sie im Süden an die slowenische Grenze stoßen. Die Ausrichtung der Einzellagen insgesamt bewirkt tagsüber eine sehr gute Erwärmung der Böden, die allerdings im Gegenzug mit relativ hohen Niederschlägen zu kämpfen haben. Überwiegend Gneis und Schieferurgestein bilden den Untergrund für die Reben.
Es war nur die logische Konsequenz aus dem gerade Geschilderten, dass Dieter uns als erstes einen „Schilcher Frizzante“ -ohne Jahrgang- des Weinproduzenten Reiterer zum Verkosten vorsetzte, der zwar das Herz des Chronisten erfreute, nicht so sehr dagegen die Herzen der übrigen Probenteilnehmer, wie man schließlich der Punktung entnehmen konnte. Mit durchschnittlich 13,5 Punkten landete dieser Aparatif denn auch am unteren Ende der Bewertungsskala an diesem Abend. Stichworte zu diesem Frizzante: Brause, Gummibärchen, Bonbon…..Nun gut, die Säure war wohl auch Schuld, aber dennoch konnte man Aromaspuren von Cassis und Himbeeren wahrnehmen, am Gaumen unterlegt von Brennessel- und Paprikanoten und natürlich einer rassigen, frischen Säure. Eigentlich keine schlechten Voraussetzungen für einen Aperitifwein, dessen Funktion es ja auch sein soll, den Appetit anzuregen. Vorschlag zur Güte von Seiten eines Probenteilnehmers: als „blanc de noir“ -Verschnitt-
wein mit anderen Weißweinen cuvéetieren! Gute Idee!
Das war aber dann auch schon der einzige Wein bzw. Sekt aus der Weststeiermark, den Dieter uns gönnte.
Auf dem Weg Richtung Osten streift man zunächst die Süd-Steiermark, von wo das oft beschworene „österreichische Weinwunder“ nach der Krise in der Mitte der 1980er Jahre seinen Ausgang genommen hatte. Der Ehrgeiz und das Können vieler Jungwinzer in führenden Betrieben war die Keimzelle für dieses Wunder, das sich, lokal gesehen, wohl in dem sogenannten „magischen Viereck“ von Gamlitz, Ehrenhausen, Spielfeld und Ratsch versteckt hielt. Trockene, fruchtbetonte Weine, die anfangs noch von einer kurzen Lagerfähigkeit gezeichnet waren, waren zunächst das Ergebnis dieser Wende hin zu einem neuen Weintypus. Doch mit der Zeit hat sich das Potential dieser Weine durch späte Lese der Trauben bei gleichzeitiger Beachtung des Säuregehalts enorm verbessert und gewandelt, was besonders dem Sauvignon Blanc (hier: Leitsorte) und dem Morillion (Synonym für Chardonnay) zu Gute kam, bis hin zu Weinen, die sogar zum Ausbau im großen Holzfass oder auch im Barrique geeignet waren.
Geblieben ist die Liebe der Winzer zu Aromasorten wie dem Muskateller (belegt durch zunehmende Anpflanzungen) oder dem Traminer, die gerade im trockenen Geschmacksbereich den Weinfreund zu einem weiteren Glas animieren können. Nicht vergessen darf man darüber hinaus den Welschriesling, der immer noch anbauflächenmäßig die größte Rolle spielt und als Lieferant für leichte, spritzige Sommerweine dient.
Der vorwiegend in den -sehr- steilen Einzellagen vorherrschende Schieferboden wird noch ergänzt um Sandböden bis hin zu Mergel- und Muschelkalkböden. Feuchtwarmes, mediterranes Klima fördert den Vegetationsverlauf und kühle Nächte sorgen für eine reichhaltige, nuancenreiche Aromatik in den hier erzeugten Weinen.
Vor diesem Hintergrund ist es nicht weiter verwunderlich, dass die gebietsübergreifende, allerdings relativ kleine- Winzervereinigung „Steirische Klassik“ (7 Winzer) von 5 südsteirischen Mitgliedern „beherrscht“ wird, die sich selbst als STK-Winzer bezeichnen (Steirische Terroir- und Klassikwinzer) und die ihre Toplagen auch als „Erste STK-Lage“ bzw. „Große STK-Lage“ kennzeichnen.
Weiter gen Osten erreicht man schließlich die Süd-Oststeiermark. Zu Beginn ein Zitat aus dem Vinaria Wein-Guide, das alles und zutreffend zur landschaftlichen Gliederung dieses Anbaugebietes aussagt:
„Die Süd-Oststeiermark ist eigentlich ein Sammelbegriff für eine Reihe von Weinbauinseln, die für österreichische Begriffe relativ weit voneinander entfernt sind und auch in puncto Bodenbeschaffenheit und Kleinklima wenig miteinander zu tun haben.“ (Zitatende). Will man überhaupt ein Zentrum des Weinbaus hier ausmachen, dann in dem Gebiet um Klöch, St. Anna am Aigen, Kapfenstein und Straden.
Hinzu kommt noch eine in dieser Region vorherrschende kleinbetriebliche Struktur der Weinbaubetriebe (Stichwort: Nebenerwerbswinzer), die deshalb auch nicht so deutlich am „österreichischen Weinwunder“ in den 1980er Jahren partizipiert haben. Ein weiterer Grund mag auch darin liegen, dass damals wie heute noch ein erheblicher Teil der Weinproduktion über die hier sehr zahlreich vorhandenen Straußen vermarktet wird
Hauptrebsorten sind in diesem Teil der Steiermark der Welschriesling, Weiß- und Grauburgunder, Traminer und vor allem ganz im Osten die Leitsorte Zweigelt, ergänzt durch weitere internationale rote Sorten. Die Reben wachsen vielfach auf vulkanischen Böden, wie zum Beispiel auf Basalt (siehe die vielen hier vorhandenen vulkanischen Bergkegel), aber auch auf Sand Lehm und Verwitterungsgestein. Klimatisch ist dieses Gebiet an der Grenze vom trockenen pannonischen zum feuchtwarmen Mittelmeerklima angesiedelt.
Bei all diesen Referenzpunkten ist es nicht verwunderlich, wenn in dieser Anbaugegend Weine mit ganz unterschiedlichen Charakteren erzeugt werden, was uns später noch bei der Verkostung der Weine auffallen sollte.
Damit ging es aber auch dann los mit der Probe.
Im zweiten Durchgang -nach dem Schilcher Frizzante- gab es einen 2011er Gelber Muskateller „Hochkittenberg“ vom Weingut Manfred Tement in Berghausen (Süd-St.). Nach dem Schilcher machte diese Spezialität des Hauses Tement einen sehr breiten Eindruck, weil er gegenüber dem Schilcher eher säurearm erschien. Auch sein Abgang war nicht unbedingt von Länge gekennzeichnet. Allerdings schlugen ihn einige Probenteilnehmer aufgrund seiner Aromatik ebenfalls als Aperitifweinalternative vor.
Das Weingut Tement ist zum Beispiel Mitgliedsbetrieb in der „Steirischen Klassik“ und gehört damit -nicht nur in dieser Region- zu den Vorzeigebetrieben des Österreichischen Weinbaus. Vater Manfred und Sohn Armin bewirtschaften den Betrieb gemeinsam und erzeugen von ca 80 ha Gesamtfläche etwa 97% Weiß- und nur 3% Rotwein. Neu in diesem Betrieb ist die Einführung der Qualitätslinie „Gutswein“ als Wein aus garantiert nicht zugekauftem Traubengut. Darüber stehen nun die sog. „Dorfweine“. (Unsere VdP-Pyramide lässt grüßen…). Lange Hefestandzeiten, neuerliche Ertragsreduzierung und z.B. Traubenteilung bei Muskateller und Burgundersorten sind weitere Eckpfeiler der Qualitätsphilosophie dieses Betriebes.
Als nächster Wein folgte ein 2011er Gelber Muskateller „Hochsulz“ vom Weingut Dreisiebner Stammhaus in Sulztal, dem Teil der Südsteiermark mit den steilsten Lagen. Dieser im Vergleich zu Tement relativ kleine Betrieb (20 ha mit 90% Weiß und 10% Rot) überraschte uns mit einem Muskateller mit einer burgundischen Note und wir trafen ihn zu einem sehr guten Trinkzeitpunkt an. Der Wein hatte Länge, die auch von einer leichten Holznote getragen wurde und er erzeugte dadurch auch ein angenehmes Trinkgefühl. Bei der schreibenden Zunft wird dieser Wein auch als straff, engmaschig und tiefreichend beschrieben, vielleicht nicht zuletzt, weil dieser Wein vom Alkohol her (13,5% Alc) eher eine Ausnahme im Angebot dieses Weinguts darstellt, denn „moderate Alkoholgrade bei vollständigem Genuss“ ist Bestandteil der Betriebsphilosphie dieses Weinguts.
Im nächsten Durchgang traf ein 2010er Weißburgunder „Grassnitzberg“ vom Weingut Walter Skoff in Gamlitz (Süd-St.) auf einen 2011er Morillon vom Weingut Posch aus Spielfeld (Süd-Ostst.).
Während dem Morillon einerseits reife Exotenfruchtnoten, z.B. von der Banane, attestiert wurden und er eigentlich insgesamt etwas breit und voll mit unterlegter Holznote beeindruckte, merkte eine andere Fraktion an, dass sie es für schwierig halte, diesen Wein als Morillon, sprich Chardonnay, in einer Blindprobe zu identifizieren, weil er einen Hauch von Traminertnoten in seinem Geschmacksspektrum enthalte.
Dagegen stand der ein Jahr ältere aber irgendwie frischere und animierendere Weissburgunder von Skoff, der trotz Holzeinsatz schlank und ansprechend den Gaumen kitzelte. Das Weingut Skoff firmiert nunmehr als „Skoff Original“, wohl auch zur Abgrenzung vom Weingut Peter Skoff, das ebenfalls in Gamlitz ansässig ist. Im Weingut Skoff Original werden 80 Ha bewirtschaftet, die sich in 93% weiße und 7% rote Reben aufteilen. Auch hier ist ein zielstrebiges Vater-Sohn-Gespann in der Betriebsleitung tätig, das auf ein eigenständiges aber zuverlässiges Team hinter sich zurückgreifen kann. Im Zentrum der Betriebsphilosophie steht vorrangig eine extrem lange Hefestandzeit im Keller und im Falle der Ausdehnung von Anbauflächen ist der Blick ausschließlich auf Toplagen ausgerichtet.
Ein ausgeprägtes Qualitätsstreben ist auch beim Weingut Posch festzustellen. Die beiden Weingüter zu vergleichen, kommt einem jedoch vor wie eine Gegenüberstellung von David und Goliath, wobei die Rolle des David hier dem Betrieb der Familie Posch mit 6 ha Anbaufläche zufällt.
Auf dem Hof hat inzwischen die zweite Generation mit Andreas Posch als Weinbau- und Kellermeister das Sagen, der sich viel von Hightech im Keller verspricht und Holzfässer bis hin zum Barrique nicht nur für den Ausbau von Rotweinen vorgesehen hat. Schonende Pressung der Trauben mit einer pneumatischen Presse ist dabei für ihn ebenso selbstverständlich wie penible Messungen der Wein-Eckwerte im Zusammenhang mit einer akribischen Dokumentation der Qualitätsentwicklung. Stichwort: Tradition und Moderne.
Es folgten schließlich die Weine aus der Abteilung Sauvignon Blanc, der Leitsorte der Steiermark, weshalb Dieter uns mit sage und schreibe 5 Vertretern, alle aus dem Jahrgang 2011, konfrontierte. Wir begannen den Reigen mit 2 Beispielen aus der Südsteiermark, einmal ein Sauvignon Blanc „Klassik“ vom Weingut Primus in Spielfeld (Süd-St.) und daneben einen Sauvignon Blanc „Junfernhang“ vom Weingut Peter Skoff aus Gamlitz (Süd-St.; nicht zu verwechseln mit dem oben erwähnten Weingut Walter Skoff).
Die Bezeichnung „Klassik“ beim Sauvignon vom Weingut Primus hat nichts zu tun mit der „Steirischen Klassik“ (siehe oben), sondern ist eine im „wilden Gebrauch“ und der Beliebigkeit der Winzer gesetzte Bezeichnung für eine Qualitätslinie innerhalb des Weinguts und kann sich deshalb je nach Winzer unterschiedlich in der Qualitätsvorstellung des Betriebes ansiedeln. Wer den höherwertigen Klassikbegriff sucht, der muss sich an die Winzer der „Steirischen Klassik“ halten, wenn er denn mit sicherer Hand einen Topwein erstehen möchte. Aber dennoch gefiel auch bei diesem Klassikniveau der hier angestellte Sauvignon besonders durch seine nasale Typizität: die allgemein bei diesen Weinen wahrnehmbare grüne Nase war hier gut ausgeprägt, verbunden mit einer wunderbaren Frische am Gaumen.
Dem gegenüber stand ein cremiger, nussiger Wein vom Weingut Peter Skoff, der weder anfangs im Glas noch bei längerem Kontakt mit der Luft sich einfach nicht zu einem Sauvignon hin entwickeln wollte. Er brachte wenig Säure mit (BSA??) und hinterließ in dieser Konsequenz nur einen flüchtig kurzen Eindruck am Gaumen, wenn auch nicht unangenehm, so doch nicht als Sauvignon Blanc, wie man aus der Runde der Probenteilnehmer hören konnte.
Hinter diesen beiden Weinen stehen einmal das Weingut Primus und dahinter die Familie Polz mit den Verantwortlichen Christian Polz (Absolvent der HTL-Kloster Neuburg) mit der Kompetenz für Kellertechnik und Ausbau der Weine sowie Thomas Polz, zuständig für Anbau, Pflanzenschutz und schließlich den Verkauf. Beide sind bemüht, unter der Klassiklinie Weine mit „fruchtigem, duftigem und trockenem“ Geschmacksbild durch Vergärung in temperaturgesteuerten Edelstahltanks zu produzieren. Bei den höherwertigen Lagenweinen versuchen sie durch deutlich mehr Fülle, Fruchtcharme und brillianter Mineralik, wie sie aus den Toplagen Grassnitzberg und Zieregg mitgebracht werden, zu überzeugen.
Zum anderen zeichnet beim zweiten Weingut in diesem Durchlauf die Familie Peter Skoff, vertreten durch den Vater und seine beiden Söhne verantwortlich. Die ausnahmslos beste Lage des Gutes hat denn auch Zugang in die volle Bezeichnung des Weingutsnamen geschafft, nämlich „Domaine Kranachberg Peter Skoff“. Von hier stammen die unverwechselbaren Traminer, Muskateller und Sauvignon Blancs, letzterer auch in vielen eigenständig ausgebauten Schattierungen.
Danach folgten noch vor der Punktevergabe in einem Rutsch die drei letzten Sauvignons, zum einen der Sauvignon „Steirische Klassik“ des Weingutes Neumeister in Straden (Süd-Ostst.), der Sauvignon Blanc „Grassnitzberg“ von Walter Skoff (siehe oben) und schließlich der Sauvignon Blanc „Lubekogel“ vom Weingut Tschermonegg aus Glanz (Süd-St.).
Beim Weingut Neumeister handelt es sich mal wieder um einen der Vorzeigebetriebe in der Süd-Oststeiermark und ist, wie man es nicht anders erwarten kann, Mitglied des Winzerverbundes „Steirische Klassik“. Christoph Neumeisters Credo gilt schon seit Jahren der Spontanvergärung für alle seine Weine und er verlässt sich ansonsten auf die Traubenqualität aus seinen Toplagen Saziani, Moarfeitl und Klausen, was er insbesondere mit seinen Burgundern und dem Sauvignon Blanc unter Beweis stellt. Die Bepflanzung seiner ca 35 ha teilt sich im Übrigen auf in 92% Weißwein- und 8% Rotweinstöcke. Seinen Einstiegs-Sauvignon in die „Steirische Klassik“ genossen wir unaufgeregt und für diese Rebsorte ganz typisch in der Nase und am Gaumen, mit Noten von Stachelbeere und Paprika und kam damit bei den Probenteilnehmern gut an, denn mit diesem Wein durchstießen wir an diesem Abend erstmals die Durchschnittsnote von 15 Punkten. Das ist sicher noch steigerungsfähig durch den Genuss seiner Weine aus der Qualitätstufe „Erste Steirische Klassik“ (Lage Klausen) bzw. „Große Steirische Klassik“ (Lage Moarfeitl).
Den Sauvignon Blanc vom Weingut Walter Skoff (Skoff Original s.o.) empfanden wir nach dem Neumeister-Wein eher als einen dichten, mit fester Struktur ausgestatteten Essensbegleiter, zumal er auch noch von einer feinen Holznote unterstützt wurde. Andere Stimmen in der Verkostungsrunde kritisierten ihn mit „zuwenig oder gar keinem Spiel“ bei seinem Auftritt am Gaumen. Insgesamt lag er tatsächlich in der Gesamtwertung etwas hinter dem Wein von Neumeister.
Schließlich kamen wir zum dritten Wein in diesem Triumvirat, dem Sauvignon Blanc „Lubekogel“ des Weinguts Tschermonegg, auf dem Erwin Tschermonegg verantwortlich ist. Die 30 ha Anbaufläche teilen sich hier 97% weiße Reben und 3% rote Reben auf. Da dieses Anwesen relativ hoch gelegen ist, hat das Weingut häufig mit Hagelproblemen zu kämpfen. Erleichterung verschaffen hier Hagelschutznetze, die Erwin Tschermonegg auch im Sommer über den Stöcken belässt, deren Traubenbeschattung jedoch der physiologischen Reife seiner Trauben nichts antut, insbesondere in heißen Jahren. Eine Besonderheit ist von diesem Betrieb noch zu vermelden, nämlich fast der gesamte Ertrag an „Rotem“ Muskateller in 2012 ging in die Sektproduktion für einen ansprechend duftigen und sortentypischen (dezente Holunderblütennoten) Winzersekt, der sehr trinkanimierend sein soll. Sollte man mal verkosten….doch wir hatten es hier mit einem Sauvignon Blanc zu tun, der uns dicht, fast breit, den Mund füllte und uns darüber hinaus mit einer spürbaren Restsüße überraschte. Kam diese vom Alkohol (14%) ? Musste die Gärung vorzeitig gestoppt werden, um in der alkoholische Gradation nicht noch höher zu steigen ? Auch diesen Wein kategorisierten wir eher als Essensbegleiter denn als Solo-Wein, zumal er nach einem einleitend guten Versprechen in der Nase und am Gaumen relativ schnell satt machte.
Dennoch schlugen ihm unsere Herzen entgegen, denn nach der Punktung war er von den letzten 5 verkosteten Sauvignons der Beste. Glückwunsch!
Als nächstes: nochmals ein Wein von der Familie Tschermonegg: einen 2010er Traminer „Trio“, eine Cuvée aus drei Spielarten des Traminers (Roter und Gelber Traminer sowie Gewürztraminer), die sehr zu gefallen wusste. Für den Chronisten ein „Aha-Erlebnis“ weil: noch nie getrunken, da diese Aromasorten in seiner Weinwelt eigentlich nur als Exoten existieren, dieser Wein aber zugestandenermaßen dennoch als ein harmonisches Gesamtergebnis von ihm wahrgenommen wurde. An dem Durchschnittsergebnis der Punktung von 15,15 war er denn auch mit runden 15 Punkten beteiligt.
Der vorletzte Wein, ein 2008er Gelber Traminer „Röhrl“ stammte mal wieder von einem „Winzling“ als Weinbaubetrieb, nämlich von dem Weingut Gießauf-Nell aus Klöch (Süd-Ostst.). Die Anbaufläche von 6 ha teilt sich auf in 95% weiß und 5% rot. Josef Nell, der hier verantwortlich zeichnet, könnte man auch den Traminerspezialisten nennen, denn die Traminerspielarten machen bei ihm 50% der weißen Rebsorten aus. Schon seit langem, so dass man fast schon von traditionell sprechen kann, bewegen sich seine Traminerweine im Geschmacksbereich halbtrocken, die zartduftig in der Nase sind (Rosenaroma), dann aber wieder cremig, saftig mit gut integrierter Restsüße am Gaumen beeindrucken. Auch eher keine Soloweine, sondern als Begleiter eines passenden Essens. Dieser hier anstehende Wein allerdings hatte deutliche Botrytisnoten, die das Sortenaroma überlagerten und deshalb nicht von allen Probenteilnehmern ohne kritische Anmerkungen hingenommen wurde.
Den Abschluss bildete schließlich ein Klöcher Gewürztraminer „Exquisit“, ebenfalls aus dem Jahrgang 2008, vom Weingut Wonisch in Klöch, ebenfalls restsüß ausgebaut und mit 44g/RZ deutlich im milden Geschmacksbereich angesiedelt. Dennoch kam dieser Wein bei den Probenteilnehmern sehr gut an, obwohl vereinzelt schon mal die Frage auftauchte, wo denn die Gewürztraminernote geblieben sei? Über das Weingut selbst stehen keine Kennzeichnungsdaten zur Verfügung, weshalb an dieser Stelle ein Zitat aus der Google-Welt herhalten soll:
„….Im Herzen der malerischen Klöcher Weinberge entfaltet das Zusammenspiel südoststeirischer Gastlichkeit mit mildem Klima, der Mystik der vulkanischen Böden und einer einzigartigen Landschaft die ganze Kraft von Harmonie und Ruhe – Weingut Wonisch
Der vulkanische Boden und das milde Klima geben unseren Weinen die besondere Reife und Qualität. Unsere Weine erlangen eine duftig-zarte, bukettreiche und elegante Rasse. Denn die Trauben werden sortenrein gelesen, gerebelt, gepresst, vorgeklärt und langsam vergoren…..“
Dem ist nichts mehr hinzuzufügen, außer einem nochmaligen herzlichen Dank an Dieter Ockelmann für seine kompetente Auswahl und Präsentation der Weine.
Verfasser: Wolfgang Klug
Probenergebnis der Weinprobe „Weißweine aus der Steiermark“ vom 14.11.2013 (als pdf)