10.10.2013 Weinprobe Grüne Veltliner von der Donau

Die Donau-Region ist die Heimat für Österreichs Parade-Weißwein, den Grünen Veltliner. Aufgrund des klimatischen Wechselspiels von kühler Luft aus der Alpenregion und dem Waldviertel, warmer trockener Luft aus dem östlichen pannonischen Raum und des mäßigenden Einfluss der Donau,  bieten sich für Weißweine wie den Grünen Veltliner und auch den Riesling sehr günstige Bedingungen, Die warmen, trockenen Sommer fördern die Reife, während die kühleren Luftströmungen, die vor allem im Spätsommer und Herbst abends auftreten, die Aromabildung unterstützen und den Säureabbau verhindern. Die Auswirkungen der kühlen Luft aus der Alpenregion sind im weiter östlich an der Donau gelegenen Carnuntum und in der weiter südlichen gelegenen Themenregion (früher als „Südbahn“ bezeichnet) schwächer und der Einfluss des pannonischen Klimas ist stärker geprägt. Dort wachsen überwiegend Rotweine (Zweigelt bzw. Spätburgunder und St.Laurent) ebenso wie im südöstlich angrenzenden Burgenland.

Wir haben uns für die Probe auf den Grüner Veltliner beschränkt, da er  an der Donau die besten Ergebnisse bringt und werden uns vom Waldviertel im Osten bis zur Wachau im Westen vorarbeiten.

Hier folgt eine kurze Übersicht über die Weinbaugebiete:

Das Weinviertel ist das größte Anbaugebiet in Niederösterreich. Es belegt von den 27.128 ha  selbst 13.356 ha, davon ist etwas die Hälfte ( 6.200 ha) mit Grünem Veltliner bestockt. Es ist eine Region in der Wälder, Ackerbau und Weinbau sich abwechseln. Weinbau wird vor allem an drei Stellen betrieben: Nördlich von Wien um die Orte Wolkersdorf und Mannersdorf,  weiter im Nordosten um die Orte Wilfersdorf und Poydorf und im Nordwesten um die Orte Retz und Hollabrun. Früher wurden hier überwiegend einfache Schoppenweine und Heurige produziert. 2002 wurde das Gebiet für den Grünen Veltliner als erstes in den Rang der kontrollierten Ursprungsbezeichung DAC (Districtus Austriacus Controllatus) erhoben und seitdem sind die Weinqualitäten deutlich gestiegen.

Weiter die Donau aufwärts schließt sich der Wagram an, 2007 von „Donauland“ in „Wagram“ umbenannt. Auf 2.450 ha stehen die Reben überwiegend auf massiven Lössterrassen. Eine regionale Spezialität ist hier der Rote Veltliner ( der nicht mit dem Grünen Veltliner verwandt ist).

Die gegenüberliegende Seite der Donau um Klosterneuburg zählt ebenfalls zum Wagram.

Österreichs jüngstes Weinbaugebiet, das Traisental, zieht sich auf 790 ha südöstlich von Krems entlang der Trais bis nach St.Pölten hin. Das Gebiet hat mit 62% den höchsten Anteil an Grünem Veltliner in Österreich. 1995 wurde das Gebiet als Weinbauregion anerkannt, 2006 kam die Einstufung als DAC für Grüner Veltliner und Riesling hinzu.

Gegenüber, auf der nördlichen Seite der Donau, liegt das Kamptal. Es umfasst 3.802 ha. Die Böden variieren von Sandstein mit vulkanischen Anteilen im Norden bis zu Löß- und Lehmterrassen im Süden an der Donau. Eine der bekanntesten Lagen ist der Heiligenstein, die größte Weinbaugemeinde und Zentrum der Region ist Langenlois. 2008 kam es für Grünen Veltliner und den Riesling zur Einstufung als DAC.

Weiter im Westen schließt sich das kleinere Kremstal (2.243 ha) an. Die Böden variieren von Löß im Südosten (von Rohrendorf bis Krems) bis zu Gneisschotter mit Löß im Westen und Südwesten (um den Ort Stein bzw. Göttweig).  Das Gebiet Kremstal reicht auf die andere Seite der Donau bis Göttweig.

Die Wachau bildet mit 1.350 ha den Abschluss des Weinbaus im Westen. Hier stehen die Reben auf Gneisschotter- und Löss-Böden. Die meisten Lagen liegen direkt an der Donau. Im Gegensatz zu den anderen Gebieten hat die Wachau eine eigene Klassifikation, die auch von einem eigenen Schutz-Konsortium überwacht wird. Die Klassifikation reicht von der Steinfeder (bis 11,5% Alk.) für leichte Weine über das kräftigere Federspiel (11,5% bis 12.5% Alk) bis zum dichten und fülligen, vollreifen Smaragd (über 12,5% Alk.)

Nun zu unseren verkosteten Weinen:

Wir starteten im Weinviertel mit einem 2010’er  Grüner Veltliner „Ried Hunds­leiten“ vom Weingut Pfaffl. Da beim Zusammenstellen der Probe die 2011’er einen weniger interessanten Eindruck hinterlassen hatten, wurde dieser 2010’er ausgewählt, der sich in dieser Probe noch deutlich besser entwickelt hat, als erwartet: Ein dichter, klarer, gut strukturierter und immer noch sehr frischer Grüner Veltliner.  Für den Chronisten und einige Weinbrüder war es einer der besten Weine des Abends.

Weiter ging es mit zwei Weinen in den Wagram: Der 2011’er Grüner Veltliner „Der Ott“ vom gleichnamigen Weingut war ein dichter, runder, vollreifer Grüner Veltliner mit leichter Süße. Im Weingut steht er für die gehobene Mittelklasse der Weine. Vielen war dieser Wein etwas zu schwergewichtig.

Der zweite Wein aus dem Wagram, ein 2011’er Grüner Veltliner „Scheiben, 1.Lage“ vom Weingut Leth zeigte sich dagegen etwas schlanker und fruchtiger. Das verhalf ihm zu einer besseren Bewertung.

Ein Sprung auf die andere Seite der Donau ins Traisental brachte uns einen 2011’er Grüner Veltliner „Alte Setzen“, DAC Reserve vom Weingut Markus Huber. Der noch nicht sehr bekannte Winzer präsentierte uns einen sehr mineralischen, dichten Grüner Veltliner, der sich vor den Weinen weitaus bekannterer Winzer nicht verstecken muss

Vier Weine sollten das Kamptal repräsentieren, zwei „normale“ DAC-Weine und zwei DAC Reserve-Weine.

Der 2011’er Grüner Veltliner Kammerner Heiligenstein vom Weingut Hirsch war ein gradliniger, sehr mineralischer Grüner Veltliner, wurde aber wegen dieser ausgeprägten Gradlinigkeit von den meisten Verkostern nicht so sehr geschätzt.

Der 2011’er Grüner Veltliner „Vogelsang“ vom Weingut Bründlmayer gefiel schon besser. Trotz des bekannten Winzers schaffte er es nur  in das Mittelfeld.

Ein 2011’er Grüner Veltliner „Terrassen“ als DAC-Reserve vom Weingut Loimer zeigte sich als dichter, Spur fülliger Wein, mit leichter Honignote. Auch er schaffte es nur in das Mittelfeld.

Der letzte Wein aus dem Kamptal, der 2011’er Grüner Veltliner Strasser Hasel, Alte Reben“, vom Weingut Allram war ebenfalls eine DAC-Reserve. Obwohl er noch etwas reduktiv in der Nase war, besaß er eine klare, gradlinige und zart mineralische Frucht und wurde deshalb zum zweitbesten Wein des Abends gekürt.

Mit zwei DAC-Weinen und einer DAC-Reserve ging es weiter nach Westen in das Kremstal.

Den Anfang machte der 2011’er Grüner Veltliner Senftenberger Piri, Privat, 1.Lage, vom Weingut Nigl, der eine dichte, aber auch etwas herbere Frucht zeigte, was nicht allen gefiel.

Dann folgte der 2011’er Grüner Veltliner Ried Höhlgraben vom Weingut Malat. Dieser Wein kam von der anderen Seite der Donau aus Palt.  Er präsentierte sich etwas fülliger, mit weicherer Säure und konnte sich so vor den Senftenberger Piri setzen.

Als vorletzten Wein des Abends konnten wir den 2011’er Grüner Veltliner Kremser Sandgrube, eine DAC-Reserve vom Weingut Türk verkosten. Ein dichter, sauberer, runder und weicherer Wein mit zarter Süße. Obwohl er als DAC-Reserve eingestuft  war, wirkte er nicht fett oder breit. Das wurde von allen honoriert und man wählte ihn zum Sieger des Abends.

Als  Abschluss der Weinreise durfte natürlich ein Wein aus der Wachau nicht fehlen. Der 2011’er Grüner Veltliner Loibener Kreuteles vom Weingut Emmerich Knoll war ein klarer, mineralischer, recht dichter und trotzdem sehr eleganter Wein, ein typischer Grüner Veltliner der Qualitätsstufe Federspiel. Nach dem dichten und vollen Grüner Veltliner vom Weingut Türk hatte es dieser zartere Wein naturgemäß schwer. Und obwohl er von einer kleinen Minderheit zum besten Wein des Abends gekürt wurde, reichte es insgesamt nur zum dritten Platz.

Viele der Anwesenden taten sich mit den hohen Qualitäten der Grünen Veltliner  etwas schwer, sie  vermissten das bekannte „Pfefferl“. Aber bei  hochwertigen Grüner Veltlinern ist diese Pfeffrigkeit nicht mehr so deutlich ausgeprägt und auch das zusätzliche Jahr Reifezeit hat sie weiter reduziert.

Dennoch hat die Probe sicher vermittelt, wie groß die Vielfalt der Grünen Veltliner ist und warum es die Rebsorte Österreichs ist.

Verfasser: Dieter

Probenergebnis der Weinprobe „grüne Veltliner von der Donau“ am 10.10.2013 (als pdf)


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